Freitag, 19. Februar 2016

"Diagnostische Langeweile",


so beschrieb der Kinderarzt am Dienstag
seine Sicht der Dinge.
Seit drei Wochen höre er nichts anderes mehr als das,
was wir ihm gerade erzählten.
In mir flackerte ein kurzer Zweifel auf.
Ich war mir einen Moment lang nicht mehr sicher,
ob ich den Mann leiden kann.
Nur kurz.
Dann war es mir auch schon wieder egal,
denn diagnostische Langeweile klingt besser als
Influenza, Lungenentzündung oder Sekundärinfektion.
 Nehmen wir also lieber die Langeweile.

Obwohl die vergangene Woche alles andere als langweilig war.

Erinnert Ihr Euch an letzten Freitag?
Da hoffte der Ullige,
dass ich meine Erkältung überlebe.
Ich fasste folgenden Plan:
wehret den Anfängen!
Kuriere die aufziehende Erkältung rechtzeitig aus,
nutze das Wochenende.
Halte den Ball flach.

Wie naiv man doch ist.
Immernoch.

Am Nachmittag
dem Kind Tabletbespaßung erlaubt,
wieder unter die Bettdecke gekrochen.
Das Fieber steigt.
45 Minuten später
liegt das Kind neben mir.
Klagt über Kopfschmerzen,
schläft ein.
Kein gutes Zeichen.
Das Fieber steigt im Doppelpack.

Das Kind schafft es in der Nacht
über die 40° Linie.
Ich belege mit 39,8°den zweiten Platz.
Dafür beanspruche ich die bessere B-Note für mich,
denn das Kind ist nur in der Lage, schwitzend im Bett herumzuliegen,
während ich fiebern und gleichzeitig
Wadenwickel anlegen kann.
Multitasking.
Der Gatte übernimmt die Tagschicht,
am Sonntag hat der Infekt auch ihn gefällt.
Und immer wieder Fieber.
Damit es nicht jedesmal so hohe Sprünge macht,
teile ich dem Kind den Fiebersaft in mehrere, kleinere Dosen ein.
Alle vier Stunden.

Eine Nachtsequenz sieht so aus:
Kind dopen,
Paracetamol einwerfen,
Augen zu,
schnarch.
Eine Stunde später.
Aufwachen, weil die Zähne klappern.
Schüttelfrost vom Feinsten.
Ruuuuuhig durchatmen,
fest zudecken,
schnarch.
Eine Stunde später.
Aufwachen, weil man im eigenen Saft liegt.
Nachtzeug völlig durchgeschwitzt.
Umziehen.
Klo.
Nur noch zwei Stunden, bis der Wecker schellt
und das Kind die nächsten Medis braucht.

Was soll ich sagen...

Es fühlte sich irgendwie nicht nach dem an,
was man so gemeinhin unter "Auskurieren" versteht.

Seit gestern ist das Kind das Fieber los.
Es kam einfach immer wieder.
Laut des gelangweilten Docs
verblieb alles im Rahmen des Normalen.
Und jetzt?
Eine Woche später?
Sitze ich wieder hier,
huste, friere, schwitze weiter, obwohl ich kein Fieber mehr habe,
mir ist schwindelig,
ich zwinge mich, regelmäßig zu essen,
und nehme mir vor,
am Wochenende mal meine Erkältung zu pflegen.
Guter Plan.
Kommt mir vor,
als hätte ich die Idee schon mal irgendwann gehabt.

So fühlen sich also Überlebende.

Lasst Euch nicht anhusten !

Schöne Zeit ! 

;O)

Mari


1 Kommentar:

  1. also ich kenne deinen Doc ja nicht und weiß nicht, wie der sonst so drauf ist. Aber ich finde das schon einen ziemlichen Höhepunkt (oder auch Tiefpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit), kranken Leuten zu sagen, daß ihn die Diagnose ihrer Erkrankung langweilt. Sowas kann man denken, aber nicht sagen. Höchstens der Sprechstundenhilfe, oder zuhause der Gattin. Aber nicht den Patienten. Extrem unprofessionell.
    Sollen du und ich demnächst, wenn wir mal einen schlechten Tag haben oder müde sind, den Leuten sagen, daß es uns langweilt, weil sie lesen wollen?
    Gehts noch??
    Ich reg mich grad ein bißchen auf.
    Auf jeden Fall gute Besserung euch allen! *drück*

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